Fensterln bei der Liesl
Foto: Manecke
LAUPHEIM - Zu seinem 75-jährigen Bestehen hat der Untersulmetinger Musikverein "Rißtaler" Fredl Fesl eingeladen. Mit überwältigendem Erfolg, denn gut 750 Fans bejubelten den Auftritt des niederbayrischen Barden am Freitagabend im rappelvollen Kulturhaus.
Nach einer Stunde ist immer noch nicht klar, ob dort oben auf der Bühne ein Kabarettist, Liedermacher, Entertainer oder Sänger seine Künste darbietet. Sicher ist nur eines: der Mann ist waschechter Bayer. Genauer gesagt: Niederbayer, ehemaliger Gewichtheber, gelernter Kunstschmied und Sohn eines Kapellmeisters mit Musik im Blut, ein gewichtiger Könner an seiner Gitarre.
Für den ersten Teil des Abends kündigt Fredl Fesl "Niederbayrische Heimatlieder" an und beginnt mit einem Lied über die Dummheit der Männer. Die habe schon bei Adam angefangen, der sich eine Rippe klauen ließ - "oh Jessas san die Männer dumm" lautet der Refrain. Auch beim Fensterln haben die Herren der Schöpfung ihre Schwierigkeiten. Im ersten Song zum Thema - "hat 43 Strophen" - geht es um die technischen Probleme des altbayrischen Balzrituals, etwa um Leitern und das "sakrische Fenster". Im zweiten Fenster-Lied, einer "modernen Fassung" des Leiterkraxelns, kalauert Fredl Fesl lustvoll wortklaubend über "Riesenneger und Fliesenleger im Niesel-regen beim Fensterln vor der Liesl ihrem Kammerfenster".
Nicht immer sind die treuherzig dargebotenen Lieder vom Fesl-Bazi ganz stubenrein. Etwas anrüchig seine Betrachtung über das Stimmen seiner darmbesaiteten Gitarre, auch eine Blödelei über Vögel und die Werbung für Wurstwaren ist teilweise nicht ganz druckreif.
Den zweiten Teil seines stürmisch umjubelten Konzerts hat Fesl "Was Klassischem" und "Liedern fremder Völker" gewidmet. Sehr schön seine Definition klassischer Musik, natürlich in kernigem Bayrisch: "Jetzt kommt eine E-Musik, die mag Eh keiner hören". Doch seine Kostprobe auf der Gitarre lässt aufhorchen, E-musikalisch ist der Mann auf seinem Instrument richtig gut.
Gekonnt ist auch Fesls Ausflug in "fremde Länder", nach Österreich, dem Kernland des "Schmähs". Mit bitterem Humor besingt er das aussterbende Gewerbe einer Wiener Klofrau, "mit der letzten Häuslfrau, da stirbt die Tradition". Tiefschwarzen Humor - der berühmte Kabarettist Georg Kreisler lässt grüßen - serviert der Niederbayer im "Massenmörderlied", eine bissige Satire ist sein "Charterflug nach Senegal"; im Flieger ist es eng wie auf den römischen Galeeren, einziger Unterschied: "Wir müssen nicht rudern". Bei diesen Liedern und seinen bissigen Moderationen mutiert Fesl zum waschechten Kabarettisten. Der Saal war begeistert, die "Rißtaler" können sich zu diesem Gastspiel gratulieren.